M&A Trends & Entwicklungen
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Ein starkes internationales Netzwerk ist für den M&A-Erfolg im klein- bis mittelgroßen-Technologiemarkt essentiell geworden. Bei den meisten kleineren Deals in Europa können sich M&A-Experten auf inländische Käufer konzentrieren, aber die sich verändernden Eigenschaften des Hightech-Sektors und die zunehmende Nachfrage nach externem Wachstum bedeuten, dass dieser Ansatz nicht mehr ausreicht.
„Unser Fokus auf bestimmte Branchen drängt uns auf den internationalen Markt“, sagt Christophe Del Toso, Partner und Head of IT, Digital und Tech bei In Extenso Finance & Transmissions. „Um bei Tech-Deals erfolgreich zu sein, müssen wir uns einem internationalen Raum und einem breiteren Pool an Möglichkeiten öffnen, und das bedeutet, digitale Tools zu nutzen. Mit der Art und Weise, wie sich der Technologiesektor in Frankreich und in ganz Europa entwickelt, reicht unser internes Netzwerk nicht mehr aus.“
Sein Unternehmen, In Extenso Finance & Transmission, ist ein führendes M&A-Beratungsunternehmen für Small- und Mid-Caps in Frankreich. Es konzentriert sich auf Transaktionen im Wert von 1 bis 50 Millionen Euro und bietet Unternehmen und ihren Aktionären ein vollständiges Portfolio an Dienstleistungen - Sell-Side, Buy-Side, Finanzierung sowie strategische Beratung und Bewertung. Die M&A-Abteilung verfügt über 50 M&A-Experten, die auf kleine- bis mittelgroße-M&A-Transaktionen spezialisiert sind, mit 100.000 Kunden in ganz Frankreich. Diese Spezialisten entwickeln ein tiefes Branchenwissen und sind in sieben Kernbranchen unterteilt:
1) IT, Digital und Technik
2) Landwirtschaft/Lebensmittel
3) B2B-Dienstleistungen
4) Traditionelle Industrie
5) Energie
6) Transport
7) Hochbau
Für Del Toso als Leiter der Tech-Vertikale sind die Anforderungen sehr unterschiedlich. Er leitet auch die internationalen Angelegenheiten des Unternehmens, und das aus gutem Grund. Die Verbindung zwischen IT und internationalen Beziehungen wird von Tag zu Tag stärker.
Untersuchungen von In Extenso zeigen, dass bei mehr als 85 % der kleineren Deals der Käufer im Inland ansässig ist und sich häufig in unmittelbarer Nähe vom Zielunternehmen befindet.. „Normalerweise ist es üblich, ein Unternehmen mit 20 Millionen US-Dollar Umsatz an einen inländischen strategischen Käufer, statt an einen internationalen zu verkaufen.“ sagt Del Toso. „In den Hightech-Branchen ist das ganz anders.“ Untersuchungen von Dealsuite zeigen, dass 46,8 % der Verkäufer für eine grenzüberschreitende Transaktion offen sind.
Im Tech-Bereich geht es nicht um die Größe des Deals, erklärt er. „Die Deals, die wir ermöglicht haben, sind nicht so groß – letztes Jahr haben wir vier grenzüberschreitende Deals gemacht und alle waren im IT-Sektor. Es ist strategisch – sie suchen nach der spezifischen Technologie, den Schlüsselpatenten, und der richtigen Marktpositionierung.“
Im Mai dieses Jahres verkaufte er ein Softwareunternehmen in Toulouse mit 3,5 Millionen Euro Umsatz an ein österreichisches Unternehmen, das von Insight Partners, einem der größten amerikanischen Risikokapitalfonds, unterstützt wurde.
Vier zentrale Faktoren treiben diesen Anstieg grenzüberschreitender M&A-Aktivitäten im Technologiesektor voran:
1. Konsolidierung in einem stark fragmentierten Markt
Der Sektor bleibt in Europa stark fragmentiert. Es gibt eine Vielzahl sehr kleiner Unternehmen mit hohem Potenzial, aber geringem Wert und Umsatz. Diese Unternehmen werden in der Regel von technischen Ingenieuren gegründet, die eine gute Vorstellung vom Produkt haben, aber sie können es nur bis zu einem bestimmten Punkt bringen, und hier kommt die Konsolidierung ins Spiel, erklärt Del Toso:
„Sie entwickeln das Unternehmen dank des starken Produkts ganz einfach bis zu einem bestimmten Niveau, aber irgendwann muss man das Unternehmen auch in einen kommerziellen Betrieb umwandeln. Sie haben in dieser Phase einen harten Stopp.“
Die Tätigkeit, welche mit diesem Sektor einhergeht, ist intensiv und hart umkämpft. Technologie stellt einen der wichtigsten Sektoren für In Extenso Finance dar, welcher das gesamte Spektrum dieser Nachfrage abdeckt. Es reicht von Sell-Sides bis zu Buy-Sides und Fundraising für Startups. Dabei spiegelt die Mehrheit derzeit Buy-Side-Mandate wider, weil Unternehmen nach externem Wachstum streben. Im letzten Geschäftsjahr, das im Juni 2022 endete, schloss In Extenso Finance 22 Geschäfte in den Bereichen IT, Digital und Technologie ab, was 40 % aller Geschäfte beinhaltet.
2. Neue Käufergruppen
M&A-Experten müssen auch neue Arten von Marktteilnehmern sowie traditionelle Unternehmen ansprechen, da alle auf der Suche nach Deals sind. Es gibt Firmen, die Del Toso als „Hybride“ bezeichnet. Sie teilen einige Verhaltensweisen mit Investmentfonds und andere mit Unternehmen. Ein typischer Private-Equity-Investor wird versuchen, Geld für einen bestimmten Zeitraum – normalerweise 5-7 Jahre – zu investieren, bevor er aussteigt. Hybride beteiligen sich und lassen das Unternehmen sich entwickeln, behalten das bestehende Management an Bord und kaufen das Unternehmen langfristig als Vermögenswert. Nehmen Sie zum Beispiel die kanadische Gruppe Constellation Software, welche rund 600 Softwareunternehmen auf der ganzen Welt gekauft hat und für strategische Zwecke behält.
Unicorns (Startups in Privatbesitz im Wert von über 1 Milliarde US-Dollar) sind eine weitere, relativ neue Kategorie. Dabei handelt es sich größtenteils um digitale Unternehmen in Europa, die in den letzten zwei Jahren Hunderte Millionen Euro eingesammelt haben. Dieses Kapital wird für externes und nicht für organisches Wachstum ausgegeben. Ein gutes Beispiel ist das französische Unternehmen Swile, ein Anbieter von Mittagskarten für Mitarbeiter. Das Unternehmen erreichte im vergangenen Jahr den Unicorn Status, als es 200 Millionen Euro aufbrachte, um von einer einfachen Karte zu einem vollständig digitalen Angebot überzugehen. Dieses Angebot ermöglichte es eine virtuelle Brieftasche und Karte bereitzustellen, die vom Telefon verwendet werden könne. „Dieses Geld ist nicht für internes Wachstum“, sagt Del Toso. „Das Unternehmen konzentriert sich auf externes Wachstum und erreicht dies in sehr kurzer Zeit. Es ist hungrig nach Deals.“
3. Der Softwaresektor ist für Investoren sehr attraktiv
Die Softwarebranche ist dynamisch und attraktiv für Investoren. Das Software-als-Service-Modell (SaaS) hat in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen und ist für Investoren besonders interessant, da es wiederkehrende Einnahmen, eine gute Sichtbarkeit und einen vorhersehbaren Cashflow bietet.
4. IT-Unternehmen sind kapitalkräftig
IT-Unternehmen, die gut performen, haben in der Regel viel Bargeld in ihrer Bilanz mit geringer Verschuldung. Das bedeutet, dass sie viel Einfluss haben, um Akquisitionen zu tätigen.
Aufbau internationaler Verbindungen
Seit seiner Gründung im Jahr 2003 hat In Extenso Finance starke Beziehungen zu Private-Equity-Investoren, Hauptakteuren der Branche und kleinen und mittelständischen Unternehmern in Frankreich aufgebaut. Es ist Teil von In Extenso als ehemaliges Deloitte-Unternehmen, welches jetzt eines der führenden unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ist. Diese Beziehungen ermöglichen zwar den Zugang zu weitreichenden internationalen Verbindungen, doch sind diese auf wesentlich größere Unternehmen ausgerichtet. Die Nutzung der internen Netzwerke wurde als Folge dessen eingeschränkt.
„Wir mussten unser Netzwerk weltweit neu aufbauen“, sagt Del Toso.
„Diese internationale Strategie begann vor zwei Jahren mit einem Projekt zum Aufbau enger Partnerschaften mit anderen unabhängigen M&A-Firmen an strategisch wichtigen Standorten, was nicht ausreichte. Technologie war die zusätzliche Unterstützung, die ihnen half, ihren Konkurrenten einen Schritt voraus zu sein“, fügt er hinzu. Das Unternehmen beabsichtigt, seine Präsenz weltweit auszubauen, konzentriert sich jedoch derzeit auf Europa, wobei Deutschland, Benelux und Großbritannien besonders wichtige Märkte sind.
„Wir nutzen viele digitale Datenbanken. Es ist wichtig, die Informationen vor unseren Konkurrenten zu haben und danach die Kennzahlen zu jedem Deal zu haben – wie hoch war der Verkaufspreis, was lief gut oder nicht so gut, sodass wir vergleichen können, wenn wir einen anderen ähnlichen Deal haben.“
Das Unternehmen ist im März dieses Jahres der Dealsuite-Plattform beigetreten und hat bereits damit begonnen, Früchte zu tragen:
„Es bereichert unsere Suche mit einem viel umfangreicheren Pool. Früher waren wir auf unsere Netzwerke beschränkt, während wir jetzt viel mehr Möglichkeiten mit Menschen sehen, von denen wir nicht einmal wussten, dass sie existieren. Alles ohne großen Mehraufwand.“
Sein zehnköpfiges Team schaut nun täglich auf die Plattform. Sie wickeln etwa 60 Geschäfte pro Jahr ab und werden somit etwa zehnmal so viele Gelegenheiten in Betracht ziehen müssen. „Die Nutzung der Plattform wird zu einem systematischen Bestandteil dieser Suche“, sagt Del Toso, während die Berichte und Umfragen von Dealsuite (einschließlich durchschnittlicher EBITDA-Multiplikatoren) einen realistischen Überblick über das Geschehen auf den internationalen M&A-Märkten bieten.
„Für In Extenso Finance war es wichtig, sich einer Gemeinschaft gleichgesinnter Fachleute anzuschließen, die die gleiche Sprache sprechen, den Prozess kennen und in der Vertraulichkeit eine Selbstverständlichkeit ist“, fügt er hinzu.
„Es gibt einige Deal-Plattformen in Frankreich, auf denen Deals öffentlich verbreitet werden – was viele Kunden nicht möchten. Auf Dealsuite befinden wir uns auf einer privaten Plattform mit anderen M&A-Experten, was bedeutet, dass es keine Vertraulichkeitsverletzungen gibt, ein reibungsloserer Prozess ermöglicht wird und damit auch viel Zeit gespart wird.“