Forschungsarbeit
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M&A Trends & Entwicklungen
Vorwort
Wir freuen uns, Ihnen hier die 8. Auflage des M&A Monitor DACH vorstellen zu dürfen.
Mit dem Monitor, stellen wir Ihnen Daten und Trends aus H1-2022 für Unternehmen aus der DACH-Region, mit einem Umsatz von € 1 Millionen bis € 50 Millionen, zur Verfügung.
Der Dealsuite DACH Monitor gibt Ihnen regelmäßige Einblicke zu relevanten Aspekten des Marktes. Somit sorgen wir für ein besseres Marktverständnis und zusätzliche Transparenz , um zu mehr und besseren Abschlüssen beizutragen.
Dealsuite ist die größte Plattform in Europa für M&A Professionals und bringt alle Akteure im M&A Ökosystem auf eine einfache und intuitive Art zusammen.
Floyd Plettenberg MSc. EMFC
CEO Dealsuite
I Transaktionen
Leichter Anstieg bei den Transaktionen auf Käuferseite. Die Anzahl der Transaktionen auf Verkäuferseite ist rückläufig.
Die Berater, die an dieser Untersuchung teilnahmen, haben in H1-2022 folgende Transaktionen durchgeführt:
*Der Prozentsatz wurde um den Unterschied der Anzahl der Antworten zwischen H2-2021 und H1-2022 korrigiert.
Bei einem Teil der verkauften Unternehmen war sowohl auf der Verkäufer-, als auch auf der Käuferseite ein Befragter beteiligt. Die Summe der Transaktionen ergibt sich also nicht aus der Summe der Buy- und Sell-Side Transaktionen.
Nach einem starken Anstieg der M&A-Aktivitäten im Jahr 2021 zeichnet sich nun eine Verlangsamung im Markt ab. Im ersten Halbjahr 2022 verzeichneten wir einen leichten Anstieg von 4% bei der Anzahl der käuferseitigen Transaktionen, während die Anzahl der verkäuferseitigen Transaktionen um 7% zurückging.
Nach einem ereignisreichen Jahr 2021 legte das Jahr 2022 ebenfalls einen turbulenten Start hin. Viele Coronabeschränkungen wurden aufgehoben, was zu einer Erholung am M&A-Markt führte. Allerdings haben der Ukraine-Krieg und der damit verbundene Anstieg der Inflation und Zinssätze abermals für Unsicherheit gesorgt und sich somit negativ auf die Verkaufspreise ausgewirkt.
I Transaktionen
Die meisten Transaktionen sind in der Branche Industrie & Produktion (19%). Rückgang in der Branche Gesundheitswesen und Pharma.
Auf Grundlage dieses M&A Monitors kann man Aussagen über die Verteilung der Transaktionen nach Branche treffen (siehe Darstellung 2). Prozentual wurde ein erheblicher Rückgang bei den Transaktionen im Bereich Gesundheitswesen und Pharma verzeichnet.
Auf die Industrie & Produktionsbranche entfallen 19% der Transaktionen, der Spitzenwert dieser Auswertung. Der Anteil der Transaktionen im Bereich Unternehmensdienstleistungen (13%) blieb gegenüber dem Vorjahr unverändert.
In der Branche Medien, Werbung & Kommunikation wurde ein erheblicher Rückgang verzeichnet. Der Anteil der Transaktionen in dieser Branche schwankte in der Vergangenheit und stieg in H1-2021 von 5% auf 9% in H2-2021 und ging in H1-2022 wieder auf 6% zurück. Den stärksten Anstieg verzeichnete die Branche Gastronomie, Tourismus & Freizeit. Hier verdoppelte sich der Anteil von 3% in H2-2021 auf 6% in H1-2022.
I Transaktionen
Das durchschnittliche Transaktionsvolumen wird größer. Transaktionen mit einem Volumen von mehr als € 10 Millionen nehmen zu.
Nachdem in H2-2021 ein Rückgang des durchschnittlichen Verkaufspreises verzeichnet wurde, ist dieser in H1-2022 erheblich gestiegen. Bei 37% der Transaktionen lag der Verkaufspreis über € 7,5 Millionen. In H2-2021 lag dieser Anteil bei 22%. Bemerkenswert ist der Anteil der Transaktionen mit einem
Verkaufspreis von mehr als 20 Millionen (16%).
II Aufträge
Drei von sieben Beratern melden einen Anstieg ihrer Aufträge für das
zweite Halbjahr 2022.
In H2-2021 meldete die Hälfte der Befragten eine Zunahme der Aufträge. In H1-2022 scheint dieser Trend anzuhalten und 30% der Berater melden eine starke Auftragslage. 52% der Berater melden eine vergleichbare Auftragslage und 18% einen leichten Rückgang. Keiner der Befragten meldete einen erheblichen Rückgang der Aufträge.
III EBITDA-Multiplikatoren in DACH
Die durchschnittlichen Verkaufspreise waren leicht rückläufig und der durchschnittliche EBITDA-Multiplikator lag bei 5,8.
In unserer vorherigen Untersuchung haben die Sell-Side Berater den durchschnittlichen EBITDAMultiplikator nach Branche definiert. Der durchschnittliche EBITDA-Multiplikator wird für ein Unternehmen in einer spezifischen Branche bezahlt. In dieser Untersuchung haben wir darum gebeten,
die Branchenmultiplikatoren aus H2-2021 zu überarbeiten.
Der durchschnittlich angewandte Multiplikator in allen Branchen liegt bei 5,8. Die Multiplikatoren variieren zwischen 3,40 (Einzelhandel) und 8,50 (IT Service Provider & Software-Entwicklung). Dies bedeutet, dass der Durchschnittspreis eines KMUs um deutlich mehr als das Doppelte je nach Branche variiert.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung stellen einen Ansatzpunkt für die geltenden
Branchenmultiplikatoren dar. Sie bieten damit einen guten Richtwert als Gegenprüfung der Unternehmensbewertung in der nahen Zukunft.
IV Grenzüberschreitende Transaktionen
In der letzten Ausgabe des M&A Monitors haben wir die durchschnittlichen EBITDA-Multiplikatoren der DACH-Region mit den Multiplikatoren der Nachbarländer verglichen. Aus diesem Vergleich ging eindeutig hervor, dass grenzüberschreitende Transaktionen deutliche Vorteile bieten können.
Bemerkenswert ist, dass es im Einzelhandel große Unterschiede zwischen den Regionen gibt. Der durchschnittliche EBITDA-Multiplikator in diese Branche liegt in Frankreich bei 5,1, während in den umliegenden Ländern dieser um mindestens einen Punkt geringer ausfällt. Darüber hinaus ist der Mutliplikator ausschließlich in Frankreich gestiegen. Auch in der Bau- & Installationstechnik Branche ist ein erheblicher Unterschied bei den Multiplikatoren zu sehen. In der DACH-Region wird in dieser Branche das 5,4-fache des EBITDA für ein Unternehmen gezahlt, während im Vereinigten Königreich und Irland nur das 3,5-fache.
IV Grenzüberschreitende Transaktionen
In dieser Ausgabe des M&A Monitors wurden die KMU-Transaktionen in der DACH-Region untersucht, an welchen ein internationaler Käufer oder Verkäufer beteiligt waren. Außerdem wurden die Berater gebeten, anzugeben, inwieweit ihre Kunden einen ausländischen Käufer in Betracht ziehen.
Eine ausländische Partei kann bei dem Kauf oder Verkauf eines Unternehmens viele Vorteile bieten. So kann dieser Schritt zum Beispiel zu höheren Verkaufspreisen führen oder das Unternehmen wird an einen Käufer verkauft, der besser zu dem Unternehmen passt. Durch die Digitalisierung ist es einfacher, grenzüberschreitende Transaktionen zu initiieren. Wir haben Berater zu der Entwicklung der Transaktionen mit grenzüberschreitender Komponente der letzten fünf Jahre befragt. Fast die Hälfte der Berater (48%) gab an, dass die Anzahl an grenzüberschreitenden Transaktionen in den letzten fünf Jahren gestiegen ist. 44% der Befragten stellten keinen Unterschied in der Anzahl an grenzüberschreitenden Transaktionen fest und nur 8% der Befragten meldeten einen Rückgang.
Wir haben zum ersten Mal untersucht, wie viele Verkäufer offen für einen internationalen Käufer sind. Laut den befragten Beraterfirmen stehen dem 46,8% offen gegenüber. Bei 21,9% der abgeschlossenen Transaktionen war ein ausländischer Käufer oder Verkäufer involviert. Diese Ergebnisse zeigen deutlich,
welche Möglichkeiten hinsichtlich grenzüberschreitender Transaktionen bestehen.
V Inflation und steigende Zinsen
Die DACH-Region und insbesondere Deutschland und Österreich verzeichnen derzeit die stärkste Inflation seit Jahren (Statista, 2022). In dieser Ausgabe des M&A Monitors wurden die Berater gebeten, die Auswirkung der Inflation auf ihre M&A-Aktivitäten zu beschreiben. Die Berater wurden außerdem zur Auswirkung des damit verbundenen Zinsanstiegs infolge der neuen Politik der EZB befragt.
Steigende Inflation und Zinssätze können sich unter Anderem auf den Verkaufspreis eines Unternehmens, die Verfügbarkeit einer Finanzierung, die Anzahl potenzieller Käufer und die Anzahl der angebotenen Unternehmen auswirken.
Die Inflation kann sich auf die M&A-Aktivitäten auswirken. Laut 37% der Befragten gibt es aufgrund der Inflation weniger Käufer auf dem Markt. Über die Hälfte der Berater gab an, dass die Verkaufspreise aufgrund der Inflation rückläufig sind. Auch die Verfügbarkeit einer Finanzierung scheint davon betroffen zu sein, 46% der Berater meldeten einen Rückgang der Verfügbarkeit. Ein Großteil der Befragten (64%) gab an, dass die Inflation keine Auswirkung auf die Anzahl der angebotenen Unternehmen hat.
V Inflation und steigende Zinsen
Als Maßnahme zur Bekämpfung der Inflation hat die EZB den Leitzins erstmals seit 11 Jahren erhöht. Wir haben Berater nach der Auswirkung dieser höheren Zinssätze auf ihre M&A-Aktivitäten befragt. Zwei von drei Beratern (66%) gaben an, dass sich der Anstieg auf die Verfügbarkeit von Finanzierungs-möglichkeiten auswirkt. Ebenfalls mehrheitlich nannten die Berater (65%) rückläufige Verkaufspreise als Folge der steigenden Zinssätze. Nur 3% der Berater meldeten einen Anstieg der Verkaufspreise. Und ein Großteil der Berater (65%) gab wiederum an, dass sie keinen Unterschied bei der Anzahl der angebotenen Unternehmen feststellen.
VI Kaufinteressenten nach Branche
Der M&A-Markt ist ein Verkäufermarkt - die Nachfrage übersteigt das Angebot.
Der aktuelle M&A-Markt ist ein “Verkäufermarkt”. Die Anzahl der interessierten Käufern ist meist höher als die Anzahl der zum Verkauf stehenden Unternehmen. Daher sind die durchschnittlichen EBITDA-Multiplikatoren nur leicht zurückgegangen und das trotz höherer Zinssätze und der Inflation.
Die Verteilung von Angebot und Nachfrage variiert je nach Branche. Deshalb wurden die Berater gebeten, die Anzahl an ernsthaft interessierten Käufern je Unternehmen für die jeweiligen Branchen anzugeben. Die Befragten meldeten die durchschnittliche Anzahl an ernsthaft interessierten Käufern, die je Unternehmen an sie herangetreten sind.
Die Branche IT Service Provider & Software-Entwicklung weist die meisten interessierten Käufern je Unternehmen auf. Im Durchschnitt war ein Unternehmen in dieser Branche für 16 Käufer interessant.
Unternehmen der Branche Gastronomie, Tourismus & Freizeit wiesen im Durchschnitt die geringsten interessierten Käufer auf. In dieser Branche traten nur 4 Käufer mit Interesse an den Verkäufer heran.
Der Durchschnitt aller Branchen liegt bei 10,3 interessierten Parteien pro Unternehmen.
VII Ausblick
H1-2022 hat die Erwartungen der Befragten nicht erfüllt. Die Hälfte derBefragten erwartet eine Stabilisierung des Marktes in H2-2022.
Die Prognose des KMU-Marktes in DACH basiert auf vielen Faktoren. Eine komplexe Interpretation ist notwendig, um festlegen zu können, ob es ein guter Markt zu werden verspricht. Daher entschieden wir uns für eine Marktbewertung zwischen 0 und 10 (0 entspricht einer sehr schlechten Prognose und 10 einer sehr positiven) der M&A Beratungsfirmen. Darin wird unter anderem einbezogen: die Anzahl der Unternehmer, die ihr Unternehmen verkaufen möchten, die Schwierigkeit eine Finanzierung zu erhalten und die makroökonomischen Entwicklungen.
Die Beratungsfirmen wurden gebeten, eine Prognose sowie eine Bewertung über die letzten sechs Monate (H1-2022) bereitzustellen. Der Vergleich beider Bewertungen ergibt ein gutes Stimmungsbild für das Vertrauen der Berater in den Markt.
In der vorherigen Ausgabe wurden die Erwartungen für H1-2022 mit 7,1 benotet. H1-2022 konnte die Erwartungen der Befragten nicht erfüllen. Die Befragten blicken sogar noch pessimistischer in das zweite Halbjahr 2022, was sich auch in der Note 5,9 widerspiegelt. 35% der Befragten erwarten in den nächsten sechs Monaten eine Verschlechterung der Marktlage.
VIII Methodik
M&A Transaktionen in DACH finden meistens im KMU-Markt statt. Die Umfrage dieses Dealsuite M&A Monitors wurde an 391 M&A Beratungsfirmen gesendet. In Anbetracht der Summe der von diesen Unternehmen durchgeführten Transaktionen stellen sie einen wesentlichen Teil des KMU-Marktes dar. Ein Unternehmen im DACH KMU-Markt wird mit einem Umsatz von 1 bis 50 Millionen Euro definiert.
An dieser dritten Ausgabe des Dealsuite M&A Monitors nahmen 128 von insgesamt 391 Beratungsfirmen teil, was einer Beteiligung von 33% entspricht. Für diese Studie wurden keine vorläufigen Hypothesen aufgestellt. Nach einem Signifikanztest ist (N) jedoch ausreichend, um die Ergebnisse mit einer 90%igen Genauigkeit zu bewerten (Field, 2011, S. 56-58). Das Forschungsdesign ist auf Anfrage erhältlich.
Verwendete Quellen:
Diese Untersuchung wurde unter der Leitung von Alexandre Narayanin durchgeführt.
Alexandre Narayanin
Managing Director DACH
T +49 157 359 812 86
E alexandre.narayanin@dealsuite.com